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China

Liebe Lesereisende,

heute besuchen wir  


China


 

 

 

 

 

 

 

und beschäftigen uns mit

Fang Fang: Wuhan Diary. Tagebuch aus einer gesperrten Stadt. Übersetzt von Michael Kahn-Ackermann. Hoffmann & Campe 2020

 




       

 

 

 

 

 

 

Rezension

Wuhan Diary ist ein Buch, das schon etwas länger in meinem Regal darauf lauert, gelesen zu werden. Ich muss zugeben, dass ich über den gesamten Zeitraum als uns Covid19 allzu fest im Griff hatte, einfach nicht die Kraft aufbringen konnte, in meiner Freizeit darüber zu lesen, wie das alles begonnen hat. Momentan bringt der Sommer uns zumindest kurzfristige Erleichterung. Ich bin mittlerweile komplett geimpft und das scheint durchaus dabei zu helfen, mein Bewusstsein auch für dieses spezielle Thema jenseits aller Fallzahlen und Inzidenzen wieder zu öffnen. Fang Fang berichtet in ihrem "Tagebuch" von den 60 Tagen, in denen die Stadt Wuhan wegen der Pandemie abgeriegelt war. Dass man so viele Menschen einsperrt, um andere zu schützen, ist schon eine ziemlich außergewöhnliche Situation in der Geschichte der Menschheit. Ich wollte wissen, was in dieser Stadt vor sich ging, wie die Menschen zu den Maßnahmen standen, die an anderen Orten vermutlich nicht denkbar gewesen wären.

Ich hatte dann allerdings einige Schwierigkeiten beim Lesen, die auf einer ganz anderen Ebene als gedacht mein Leseverhalten beeinflussten. Da ich vor allem Leid und Drama erwartete, wappnete ich mich zunächst dagegen. Die Menschen von Wuhan waren dem Virus ja als erste ausgeliefert und mussten, noch mehr als alle später betroffenen Gesellschaften, gegen einen völlig unbekannten Feind kämpfen. Die Wirkung des Buches war dann aber eine völlig andere. Zunächst hatte ich vor allem gegen Langeweile beim Lesen zu kämpfen. Die Einträge erschienen mir banal und nichtig. Ich hielt ein Buch in Händen (339 Seiten!) und ich wollte es für meinen Blog gern zügig am Stück lesen und das genau war der Fehler. 

Bei dem, was Fang Fang geschrieben hat, handelt es sich eben auch um einen Blog. Sie hatte nie die Absicht, Literatur zu erschaffen. Vielmehr geht es z Beginn zu wie in einer Chatgruppe. Freunde erzählen einander Belangloses, niemand weiß so richtig, was los ist.  Auch die neue Lungenkrankheit ist noch nicht so richtig greifbar. Erst mit der Zeit ändert sich der Charakter des Blogs. Die Autorin ist gut mit Ärzten vernetzt und versucht, die Bevölkerung mit Informationen jenseits der offiziellen Verlautbarungen zu informieren. Ihre Einträge werden von Anfang an von der Zensur gelöscht, aber von Lesenden  erneut gepostet oder in Kommentaren zitiert. Ich habe mich dann darauf beschränkt, pro Tag nur einen Wuhaneintrag zu lesen und dadurch hatte ich eine Chance, mich in die Situation dort wirklich einzufühlen. Als Blog funktionierte das Geschriebene dann wieder für mich. Ich ärgerte mich nicht mehr über Belanglosigkeiten und Wiederholungen, sondern konnte mit Fang Fang jeden neuen Tag begehen und entdecken, was in Wuhan los ist.

Die Autorin ist keine investigative Journalistin, die selbst Missstände aufdeckt. Vielfach zitiert sie andere Quellen (auch Zeitungsberichte) oder stellt auch nur Fragen, die aber die zentralen Fragen einer großen Bevölkerungsgruppe sind. Normalerweise beginnt sie ihre Einträge mit einem Wetterbericht und dem Hinweis, wie sich die Natur, die sie von ihrer Wohnung aus sehen kann, entwickelt. Sie berichtet davon, wie Freunde und Verwandte Bilder von Blüten austauschen und das kam mir sehr bekannt vor. Ich habe im letzten Coronafrühling auch viele Fotos aus meinem Garten verschickt. Wahrscheinlich brauchen wir diesen Bezug zum "normalen" Lauf der Dinge (Natur, Wetter, Jahreszeiten) in den alles andere als normalen Coronazeiten.

Im Verlauf des Tagebuchs, berichtet sie dann von den verzögert anlaufenden Hilfsmaßnahmen, der Aufopferung von Krankenhauspersonal, Polizei, freiwilligen Helfern. Sie richtet den Blick auf die Menschen aus anderen Regionen, die in Wuhan festsitzen und dringend Unterstützung benötigen. Genauso diskutiert sie die Probleme der Arbeiter, die in Wuhan leben, aber normalerweise an anderen Orten arbeiten und nun abgeschnitten von der Welt schlimmste Armut leiden. Erst mit etwas Geduld bekommt man als westliche Leserin eine Ahnung davon, wie wichtig die Blog-Einträge für die chinesische Leserschaft gewesen sein müssen. Sie war für Wuhan vermutlich so etwas wie eine Mischung aus dem RKI-Chef Lothar Wieler, der für Deutschland die aktuellen Inzidenzen verlaß und Sebastian Puffpaff, der mit seiner täglichen Show zu Coronazeiten nicht nur deutlich machte, was bei uns alles falsch lief, sondern gleichzeitig mit Satire Trost spendete. Wahrscheinlich hinkt dieser Vergleich wie die meisten Vergleiche, aber die Bedeutung des Tagebuchs war für die Bevölkerung der eingeschlossenen Stadt jedenfalls ziemlich hoch. 

Fang Fang schreibt oft sehr emotional und wenn sie den Tod von Menschen vermeldet, lässt sie immer Raum für Trauer. Unter anderem initiiert sie eine Klagewebsite, mit deren Hilfe die Wuhaner ihre Familienangehörigen betrauern können und ersatzweise Rituale abhalten können, die ihnen aufgrund der gewaltigen Menge von Pandemieopfern verwehrt werden. Die Bedeutung der Rituale, die man einem Verstorbenen schuldet, ist enorm. Und was die Angehörigen an zusätzlichem Leid ertragen mussten, weil sie eben diese Rituale nicht fristgerecht durchführen konnten, kann ich nicht abschätzen. Dass die Autorin genau an solche Dinge denkt und daran, wie den Menschen geholfen werden kann, fand ich sehr beeindruckend.

Aber Fang Fangs Diary spendet nicht nur Trost und verbindet die Menschen, die sich sonst allein mit der Isolation und der Angst auseinandersetzen müssten. Die Autorin wettert auch heftig und immer wieder gegen diejenigen, die zu Beginn der Pandemie versucht haben, den Ausbruch zu vertuschen. Sie fordert den Rücktritt unfähiger Funktionäre, Experten und Krankenhausdirektoren, die sie immer von Neuem aufs Korn nimmt. Dieser Mut nötigt beim Lesen dann wirklich Bewunderung ab, da China ja nicht gerade dafür bekannt ist, gut auf Kritik aus der Bevölkerung zu reagieren. Auch erstaunlich fand ich, dass sie im Grunde die staatliche Zensur locker umgehen konnte und Tag für Tag über Umwege ihre LeserInnen immer erreichte. Allerdings machten ihr andere schwer zu schaffen: ultralinke Wutbürgern. 

Diese warfen ihr vor, Angst zu schüren und als "Kettenhund der Amerikaner" Lügen zu verbreiten, um den Staat zu unterminieren. Erstaunlicherweise klingen die dortigen Wutbürger von links gar nicht so anders wie die Wutbürger von Rechts hierzulande. Fang Fang ist  übrigens ganz klar in der Einschätzung ihrer Widersacher. Die Linksextremisten sind aus ihrer Sicht eine Krankheit, die ebenso schlimm für die Gesellschaft ist, wie das Killervirus. 

Alles in allem bin ich froh, dieses Werk gelesen zu haben. Eigentlich habe ich auch das Ziel meines eigenen Blogs, Frauen in anderen Ländern besser kennenzulernen, hier deutlich mehr erreicht als mit einigen Romanen zuvor. Die chinesische Stadt Wuhan und ihre Bewohner sind mir wirklich näher gekommen. Insgesamt hätte ich mich trotz allem über eine gerafftere Form gefreut. Außerdem möchte ich noch eine Anmerkung zur Übersetzung loswerden. Ich fand die Sprache des Übersetzers in großen Teilen vergleichsweise altmodisch und umständlich.  

Selbst wenn das Chinesische möglicherweise zu eher konservativen Formulierungen neigt, hätte ich mir doch von der Übersetzung  gewünscht, das Buch in einem Alltagsdeutsch lesen zu dürfen, wie es für Blogs üblich ist. Manchmal wirkt selbst ein Ausdruck des Mitgefühls von Fang Fang durch diese Sprache eher abgehoben. Und das wiederum schafft gelegentlich eine Distanz zum Erzählten, die aus meiner Sicht hätte vermieden werden können. Und ja, Fang Fang ist zu dem Zeitpunkt als sie das Tagebuch schreibt 65 Jahre alt, aber sie ist Schriftstellerin, Bloggerin und ganz offenbar in der Welt des Internet zu Hause. Tatsächlich hätte ich in diesem Fall eine modernere Sprache erwarten.

Für die Leseprobe habe ich eine Stelle ausgesucht, in der Fang Fang unverhüllt Konsequenzen für die Entscheidungsträger fordert. Diese Klarheit finde ich sehr beeindruckend.


Leseprobe 

Wer Verantwortung tägt, muss sie übernehmen und dem Volk gegenüber Rechenschaft ablegen. Die Regierung muss die leitenden Beamten der betroffenen Behörden, zum Beispiel die hohen Regierungsbeamten, das Führungspersonal der Propagandaabteilungen, der Medien, der Gesundheitsämter und der Krankenhäuser, in denen besonders viel medizinisches Personal gestorben ist, zwingen, ihr Verhalten zu hinterfragen. Diejenigen, die durch Irreführung der Bevölkerung Todesfälle herbeigeführt haben, sollen ihr Fehlverhalten eingestehen und von sich aus den Dienst quittieren. Die Justiz muss überprüfen, wo kriminelles Verhalten vorliegt. 

Allerdings sind meinem Eindruck nach die wenigsten Funktionäre bereit, das eigene Verhalten zu überdenken, geschweige denn Fehler einzugestehen und ihre Posten zu räumen. Wäre es unter diesen Umständen nicht angezeigt, der Bevölkerung das Recht einzuräumen, Petitionen zu verfassen, worin sie Beamte, die ihre Posten als höchstes aller Güter und das Leben der einfachen Leute als Nebensächlichkeit betrachten, auffordern, ihre Fehler einzugestehen und den Dienst zu quittieren? Soll es diesen Leuten, gestattet sein, vor der Bevölkerung Hubeis und Wuhans weiter herumzugestikulieren, mit Händen, an denen Blut klebt?

S.226


Facts zur Autorin

Fang Fang kam als Kind mit ihren Eltern nach Wuhan. Nach dem Abitur 1974 war sie zunächst gezwungen, als Verladearbeiterin ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Erst 1978, nachdem am Ende der Kulturrevolution die Universitäten ihren Betrieb wieder aufnahmen, war es ihr möglich, endlich zu studieren. 1982 machte sie ihren Abschluss in chinesischer Literatur und wurde dann als Redakteurin der Abteilung für Fernsehserien der Fernsehstation in der Provinz Hubei zugewiesen. Sie schrieb in dieser Zeit zahlreiche Drehbücher für TV-Serien, publizierte aber auch schon ihren ersten Roman Auf dem großen Transportwagen (大篷车上 Dà féng chē shàng). Einer größeren Öffentlichkeit wurde sie dann 1987 mit der Erzählung Aussicht (风景 Fēngjǐng). 2020 nahm die BBC sie auf die Liste der 100 Women auf.

 

Preise

Lu-Yao-Preis für Weiches Begräbnis

1989 "Nationaler Preis für herausragende Romane" für Aussicht

 

Weitere Bücher der Autorin

Weiches Begräbnis. Übersetzt von Michael Kahn-Ackermann. Verlag Hoffmann und Campe, 2021

Bisher scheint es sonst keine deutschen Übersetzungen zu geben. Für Lesende, die sich auch über eine französische Übersetzung freuen, hier noch einige Titel:

风景 Fēngjǐng (dt. Aussicht); Une vue splendide. Philippe Picquier. 1995

落日 Luòrì (dt. Untergehende Sonne); Soleil du crépuscule. Stock. 1999

我的开始就是我的结束 Wǒde kāishǐ jiù shì wǒde jié shù (dt. Mein Anfang ist auch mein Ende); Début fatal. Stock. 2001

 

Weitere Autorinnen aus China

班婕妤 Ban Jieyu (um 48–6 v. Chr. !!!)

吕碧城/呂碧城 Lü Bicheng (1883–1943)

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林徽因 Lin Huiyin (1904–1955)

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杨绛/楊絳 Yang Jiang, (1911–2016)

萧红/蕭紅 Xiao Hong (1911–1942)

苏青/蘇青 Su Qing (1914–1982)

张秀亚 Zhang Xiuya (1919–2001)

张爱玲/張愛玲 Zhang Ailing (Eileen Chang; 1920–1995)

諶容 Shen Rong (* 1936)

張潔/张洁 Zhang Jie (* 1937)

戴厚英 Dai Houying (* 1938)

张晓风 Zhang Xiaofeng (* 1941)

鄭万隆/郑万隆 Zheng Wanlong (* 1944)

罗锦 Yu Luojin (* 1948)

Li Rui (Schriftsteller) (* 1950)

张抗抗 Zhang Kangkang (* 1950)

铁生 Shi Tiesheng (1951–2010)

舒婷 Shu Ting (* 1952)

残雪 Can Xue (* 1953)

张辛欣 Zhang Xinxin (* 1953)

王安憶 Wang Anyi (* 1954)

方方 Fang Fang (* 1955)

劉索拉 Liu Suola (* 1955)

池莉 Chi Li (* 1957)

铁凝 Tie Ning (* 1957)

林白 Lin Bai (* 1958)

欣然 Xinran (Xue Xinran, Xinran Xue; * 1958)

迟子建 Chi Zijian (* 1964)

金仁 Jin Renshun (* 1970)

棉棉 Mian Mian (* 1970)

魏微 Wei Wei (* 1970)

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戴来 Dai Lai (* 1972)

卫慧/周衛慧 Zhou Wei Hui (Wei Hui; * 1973)

吴虹 Wu Hongfei (* 1975)

周潔茹 Zhou Jieru (* 1976)

木子美 Muzi Mei ( Li Li; * 1978)

田原 Tian Yuan (* 1985)

 

Schriftstellerinnen aus Hongkong

Beatrice Lao

西西 Xi Xi (* 1938)

亦舒 Yi Shu (* 1946)

 

Chinesischstämmige Autorinnen, die in anderen Sprachen publizieren

韩素音 Han Suyin

Maxine Hong Kingston

Amy Tan

亚丁 Ya Ding

罗令源 Luo Lingyuan

/山颯 Shan Sa

应晨 Ying Chen

 

Sprichwort

Ich liebe ja, wie Ihr wisst, besonders klangvolle Worte, aber auch Sprichwörter und Redewendungen finde ich toll. Und an Sprichwörtern kommt man letztlich auch gar nicht vorbei, wenn man sich mit China beschäftigt. Zwei Beispiele, die bei Fang Fang immer wieder eien Rolle spielen, sind:

Landet das Staubkorn einer Epoche auf dem Kopf eines Einzelnen, wird es zum Berg.

Und in einer etwas profaneren Redewendung geht es ums 

Kochtopf werfen

In China wirft jemand - bildlich gesprochen - einen Kochtopf nach einem anderen, wenn er ihm die Schuld für etwas zuweisen möchte. Man hat sofort den Ursprung der Redewendung vor Augen und stellt sich einen ungeduldigen Koch in der kaiserlichen Großküche vor, der seinem Küchenjungen einen Topf hinterherwirft, wenn bei der Zubereitung des Essens etwas schief gegangen ist. 

Ich finde diese Ausdruck wirklich sehr plastisch und ungleich dramatischer als zum Beispiel "jemandem den schwarzen Peter zuschieben". 

Wir sollten in manchen Fällen unbedingt auch einführen, Kochtöpfe zu werfen (natürlich nur bildlich gesprochen...) 

 

Links zur Autorin

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-chinesische-schriftstellerin-fang-fang-ueber-corona-in-wuhan-16730927.html

https://citizen.co.za/entertainment/2273127/chinese-writer-faces-backlash-for-wuhan-diary/

 

Links zum Buch

https://www.sueddeutsche.de/kultur/literatur-corona-wuhan-diary-1.4928378

https://www.dw.com/de/wuhan-diary-60-tage-in-einer-gesperrten-stadt/a-53757804

 

Aktueller Link

Interessant finde ich, dass China aktuell Amtsinhaber  bei Versäumnissen in der Corona-Bekämpfung offenbar sofort zur Verantwortung zieht:

China - Funktionäre  bestraft für Ausbrüche von Covid - Politik - SZ.de (sueddeutsche.de)

 

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