Ihr Lieben,
heute führt uns unsere Reise zu den
Cook Inseln
Tatsächlich hatte ich vor diesem Blogeintrag zum ersten Mal wirklich Bedenken, dass ich mit meinem Versuch, überall auf der Welt Autorinnen zu finden, scheitern könnte. Auf mehrere Eilande verstreut leben auf den Cook Inseln nur ungefähr 18.600 Einwohner - nicht die besten Voraussetzungen, wenn man nach einem Autor - oder gar einer Autorin - sucht. Aber ich habe tatsächlich ein sehr schönes Werk gefunden, und zwar:
Florence
(Johnny) Frisbie: Miss Ulysses from Puka Puka. The Autobiography of a South Sea Trador's Daugther. 1948
Rezension
Wer hätte sich als kleines Mädchen nicht gewünscht, wie Pippi Langstrumpf mit dem eigenen Vater als Kapitän in der Südsee herumzuschippern und Abenteuer zu erleben. Florence (Johnny) Frisbie hat genau das in den 1940er Jahren getan und dabei eifrig Tagebuch geschrieben. Wie der Titel erkennen lässt, stand aber nicht Astrid Lindgren Pate für dieses Werk, sondern kein anderer als Homer und die Odyssee.
Johnnys persönliche Irrfahrt durch die Südsee beginnt nach dem Tod ihrer Mutter, einer Insulanerin von Puka Puka, als sie gerade mal 12 Jahre alt ist. Ab diesem Zeitpunkt bereist sie mit ihrem amerikanischen Vater und ihren Geschwistern den Südpazifik. Eine Reise durchs Paradies? Johnny und ihre Familie lernen durchaus auch die Schattenseiten der Inselwelt kennen. Sehr eindringlich beschreibt sie beispielsweise, wie ein gewaltiger Hurrican die Insel, auf der die Frisbies sich für eine Weile niedergelassen haben, heimsucht. Das abgelegene Eiland wird völlig überspült, zwei Meter hoch türmt sich die Flut über dem Land und die Frisbys entkommen nur knapp dem Ertrinken. Johnnys Vater hatte alle Kinder und sich selbst an den höchsten Ästen eines zentral gelegenen Baumes festgebunden, so dass sie zwar durcheinandergewirbelt, aber nicht weggespült werden konnten.
Johnnys Art zu erzählen ist eine ungewöhnliche Mischung. Einerseits ist sie offenbar durch ihren Vater geprägt, der als Journalist arbeitet und Artikel über die Südsee verfasst. Andererseits nimmt sie aber auch die Erzähltraditionen ihrer einheimischen Großmutter auf. Literarische Vorbilder in englischer Sprache hatte sie nur wenige: nur die Bibel und ein paar Comics.
Mir gefällt ihre Art zu erzählen sehr gut. Und es ist ganz erfrischend, dass man immer genau weiß, was sie von den beschriebenen Personen hält. Beispielsweise findet sie ziemlich deutliche Worte für den lokalen Hexenmeisters oder auch für die Geliebte ihres Vaters. Auf jeden Fall ist die Kindheit von Johnny so ungewöhnlich, dass man das Buch durchaus lesen sollte. Leider ist momentan die englische Ausgabe vergriffen und eine deutsche gibt es nicht. Vielleicht auch mal ein Fall für Neuausgabe und Übersetzung...
Leseprobe
Ich bin eine Händlerin der Südsee und lebe auf dem Atoll von Puka Puka - oder den Gefahreninsel - wie das Gebiet auf den Seekarten heißt. Wenn Sie fleißig genug suchen, können Sie einen Punkt finden - kleiner als ein Fliegendreck - der auf einer Linie liegt mit Lima, Peru und dem nordöstlichsten Rand von Australien. Vielleicht sehen Sie den Punkt noch immer nicht mit bloßem Auge. In diesem Fall könnten Sie, wenn Ihr Interesse noch immer nicht erloschen ist, diese erste Linie mit einer anderen kreuzen, die von San Francisco zum Nordwestkap von Neuseeland verläuft, und eine dritte, die den Pazifik von Shanghai bis zum Horn durchquert. Wo sich diese drei Linien überschneiden, können Sie die Gefahreninseln entweder finden oder auch nicht. Das kommt ganz darauf an, ob der Kartograf glaubte, dass es der Mühe wert sei, einen so unbedeutenden Krümel Land zu verzeichnen. Auf jeden Fall werden Sie mir zustimmen, dass dieser Punkt ein hinreichend einsamer ist.
S. 3
Facts zur Autorin
Florence Ngatokura "Johnny" Frisbie hat 1948 als erste Frau der pazifischen Inseln überhaupt publiziert. Sie ist die Tochter eines amerikanischen Journalisten und einer Bewohnerin der Insel Puka Puka, einer der Cook Inseln. Schon früh begann Johnny Tagebuch zu führen und zwar gleich in drei Sprachen: Pukapukanisch, im Maori der Cook Inseln und in Englisch. Als dann kurz darauf auch Johnnys Vater starb, wurden die Frisbie Kinder unter Freunden und Familienangehörigen aufgeteilt. Johnny wuchs in O'ahu auf, ging dann als Militärmitarbeiterin nach Japan und heiratete Carl "Kini Popo" Hebestreit. 1959 zog die Autorin nach Neuseeland, veröffentlichte die Biografie ihrer Familie und in der Folge mehrere Kinderbücher. 2015 besuchte sie zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder ihren Geburtsort Puka Puka, um an einer Dokumentation über ihr Leben mitzuwirken.
Weitere Bücher der Autorin
1959 The Frisbies of the South Seas
1988 O se po maninoa
1988 Pō malū
1994 O le vaa fou : o se tala mai Pukapuka
1995 I tua atu o le tafatafailagi
Links zur Autorin
Florence “Johnny” Frisbie | Long Story Short with Leslie Wilcox - YouTube
Cook Islands Heroes: Florence “Johnny” Frisbee – Reading Warrior
Links zum Buch
At home at RIVERBEND on the beautiful Clyde: Miss Ulysses from Puka-Puka
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