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Estland

Ihr Lieben,

heute geht es in die kühlen Weiten von

Estland

 


 

 

 

 



 

 

und hier lesen wir:

Viivi Luik: Der siebte Friedensfrühling. Rowohlt Verlag, 1991

Im Original: Seitsmes rahukevad. Eesti Raamat, Tallinn 1985

 


 

 

 

 

 

 

       

Rezension

„Der siebte Friedensfrühling“ ist der erste Roman einer Autorin, die zuvor mehrere Gedichtbände veröffentlicht hatte – vor allem  Naturgedichte. Die Vorliebe von Viivi Luik für Landschaftsbeschreibung und Naturerleben ist in diesem vermutlich autofiktionalen Roman immer präsent. Luiks Sprache ist wirklich schön - einerseits poetisch, andererseits immer präzise, weil sie jede Pflanze und jedes Tier benennen kann. Auch in der traditionellen Landwirtschaft kennt sie sich offenbar gut aus. Auf jeden Fall gelingt es ihr hervorragend, die Leserin in das Estland ihrer Jugend zurückzuversetzen.

Ihre fünfjährige Ich-Erzählerin erlebt mit allen Sinnen die Zeitspanne vom Herbst 1950 bis zum Frühjahr 1951 auf einem einsamen Bauernhof, der die meiste Zeit nur von der Mutter und der Großmutter bewirtschaftet wird. Der Vater repariert Molkereimaschinen im Rahmen der sozialistischen Aufbauarbeit und ist viele Monate im Jahr abwesend. Ein Onkel kommt zwar von seiner Arbeit abends nach Hause, an den bäuerlichen Pflichten nimmt er jedoch kaum Anteil. Die Frauen müssen sowohl den Hof am Leben halten, als auch die von der sozialistischen Verwaltung geforderten Arbeitsstunden.

Die teilweise fast idyllischen Beschreibungen der Gegenwart dieses „siebten Friedensfrühlings“ täuschen die Leserin gelegentlich darüber hinweg, dass die Dorfbewohner in einer unsichern Zwischenwelt leben. Hinter ihnen liegt eine furchtbare Vergangenheit, die Gegenwart ist von Angst geprägt und auch für die Zukunft zeichnet sich keine Verbesserung der Lebensverhältnisse ab. Der Zweite Weltkrieg hat in jeder Familie Wunden hinterlassen und die anschließende Verschleppung der in Estland ansässigen Deutschen durch die Sowjets ist allgegenwärtig, doch niemand spricht darüber. Die sozialistische Zukunft erscheint nicht allen als Fortschritt. Besonders die Großmutter, deren Jugend in die Zeit des zaristischen Russlands reicht, sieht dem Sozialismus mit Grauen entgegen. All diese Elemente treffen durch den Blick des Kindes so unvermittelt aufeinander, dass man sich beim Lesen eben noch gewärmt und geborgen wie bei den Kindern von Bullerbü von Astrid Lindgren fühlt und plötzlich macht uns Viivi Luik einen Strich durch die idyllische Rechnung.

Dunkle Schatten brechen oft völlig abrupt über die eben noch sonnige und fröhliche Szenerie herein, etwa wenn das Mädchen plötzlich Angst bekommt. Diese Angst kann durch alles Mögliche ausgelöst werden: Ein Schatten, eine dunkle Fichte, eine Porzellanpuppe mit unheimlichem Gesicht, eine Katze im Fenster. Manche Ängste gründen in unheimlichen Geschichten - etwa wenn von alten estnischen Fabelwesen die Rede ist oder vom Geist des Großvaters, der um das Haus schleicht, weil er noch unverrichtete Aufgaben auf der Erde hat. Darüber hinaus gibt es jede Menge Orte voller dunkler Geheimnisse. Was ist etwa mit den Deutschen passiert, deren Haus nun schon so lange leer steht? Warum muss der Vater immer so lange wegbleiben? Und was macht ein Wehrmachtsbajonett im Bienenstock?

Zu den Ängsten, die der Fantasie des Kindes entspringen (und vielleicht auch der dunklen Natur Estlands), gibt es durchaus jede Menge Gefahren in der wirklichen Welt, vor denen man Angst haben muss. Im Wald leben beispielsweise bewaffnete Widerstandskämpfer, vielleicht auch geflüchtete Deutsche. Hin und wieder dröhnen Düsenjäger über den Himmel oder Wölfe heulen viel zu nah am Dorf.

Auch die Erwachsenen haben Angst, reden darüber aber nicht mit einem Kind. Die Mutter sorgt sich, dass ihr Ehemann nicht zu ihr zurückkehren wird. Die Großmutter will auf jeden Fall verhindern, ihren Hof zu verlieren und in eine Kolchose umgesiedelt zu werden. Alle gemeinsam haben Angst vorm Verhungern im kalten estnischen Winter und vor den Forderungen, die die neuen Strukturen den Dörflern zunehmend aufbürden.

Aber nicht nur vor außen werden die schönen Landschaftsbeschreibungen und die überbordenden Glücksgefühle des Mädchens gestört. Auch das Kind selbst ist gefangen zwischen Genuss und Angst, zwischen dem Gefühl der Macht und dem der Ohnmacht. Mit aller Gewalt (gelegentlich im Wortsinn) scheint die Kleine eine unbeschwerte Kindheit für sich einzufordern, aber die Außenwelt lässt das nicht zu. Auf ihre Angst reagiert sie, wo immer es geht, mit Brutalität – weil offenbar Wut besser zu ertragen ist als Furcht. Sie sticht heimlich in die Agaven der Großmutter, die schon so viele Narben davongetragen haben, dass sie fast absterben. Ein anderes Mal droht das Mädchen einer Katze, ihr die Schnurrhaare abzuschneiden, oder sie beerdigt heimlich eine ungeliebte Puppe.

Ich finde es ganz erstaunlich, dass das Kind in den Rezensionen bisher einfach nur als grob-brutal dargestellt wird, ohne dass sich jemand Gedanken um das Warum gemacht hätte. Für einige Rezensenten geht es in der Geschichte nicht einmal um das Mädchen selbst oder ihre Familie, sondern nur ganz allgemein um die Geschichte Estlands und seiner Menschen. Angeblich ist die Großmutter eine Allegorie der zaristischen Vergangenheit und das sture Kind steht für die kommunistische Zukunft. Ich glaube nicht, dass es sich dabei um die einzige Lesart handelt, sondern eher um eine Schicht, die zwar vorhanden, aber nicht zentral ist. 

Die Verrohung des Kindes wird ja sehr logisch aus seinen Lebensumständen hergeleitet. Wie schon einige Male im Rahmen der Lektüre zu diesem Blog habe ich den Eindruck, dass männliche Rezensenten mit aggressiven Frauen- oder gar Mädchenfiguren wenig anzufangen wissen. Das ist sehr schade, denn solche Figuren bringen die Lesenden ja viel weiter als die stereotypen Varianten "kleine Prinzessin" oder "kleines Opfer".

Instinktiv fordert das Mädchen ihren Prinzessinnenstatus und ihr Kinderreich ein, wird aber im Großen und Ganzen von den Erwachsenen ignoriert. Interessant finde ich, wo die Kleine unter anderem Trost findet: In der Natur einerseits, aber auch in den eingängigen Versprechungen der sozialistischen Propaganda. Das Kind kann seitenlange Parteiparolen, Erfolgsgeschichten einzelner GenossInnen und sogar Wirtschaftsberichte rezitieren. Es wird überdeutlich, dass dieses intelligente, fantasievolle Kind dringend etwas sucht, mit dem es seinen Geist beschäftigen kann. Leider sind die Erwachsenen so von ihrem eigenen Überleben okkupiert, dass sie diese Leere nicht zu füllen vermögen. Außerdem sehnt sich das Mädchen danach, sich stark zu fühlen und keine Angst mehr haben müssen. Die stalinistische Propaganda hat in diesem Fall leichtes Spiel, zumal ja auch niemand in Hörweite des Kindes etwas gegen den Sozialismus sagt. 

Mit dieser Autobiografie/Autofiktion dürfen wir also einen Blick auf die frühe Lebensgeschichte der Autorin werfen und lernen ein Stück Zeitgeschichte kennen, das ansonsten wenig thematisiert wird. Für viel wichtiger halte ich jedoch, ist, dass die Autorin eine Mädchen-Figur geschaffen hat, die jenseits einer fiktionalen Pippi Langstrumpf vor allem eines ist: vollständig. Trotz ihrer Angst, kann sie genießen, lachen, sich freuen, etwas für andere tun, aber mindesten genauso oft macht sie Ärger, streitet, ist egoistisch und oft sogar gemein - sie ist eben nicht auf ein Rolle reduziert. 

In der weiten estnischen Landschaft kann sie sich nach dem Zusammenbruch der alten Ordnung trotz aller Sorgen und Ängste relativ frei als Mensch entfalten und ist zumindest nicht auf die traditionelle Frauenrolle festgelegt. Natürlich gibt es auch auf dem Hof der Großmutter theoretisch alle Einschränkungen, die ein Mädchen auf die untergeordnete Rolle vorbereiten soll. Aber niemand hat die Zeit oder die Kraft, auf die Entwicklung des Kindes wirklich einzuwirken und soziale Normen durchzusetzen. 

Die Vorbildfiguren in der Realität des Mädchens weichen auch von den Rollenzuweisungen der vorherigen Generation ab. Selbst wenn das Kind seine Großmutter oft ablehnt, ist sie es, die den Hof am Laufen hält, nicht der Vater und auch nicht der Onkel. Die Großmutter und auch die weniger robuste Mutter bilden die Familie des Mädchens, die männlichen Familienangehörigen umkreisen wie  Satelliten die Kerngruppe der Frauen. Das Mädchen erzieht sich zu einem guten Teil selbst. Uns mag das Ergebnis dieser Eigenleistung im einzelnen nicht immer sympathisch sein, aber die Kleine ist eine bemerkenswerte Figur, mit der man sich auseinandersetzen sollte.   

 

Leseprobe

Ich kletterte auf die Kellermauer und hielt mich am Fensterbrett fest. Wie immer sah ich den Fußboden der großen Stube, und wie immer lagen dieselben Zeitschriften dort verstreut.<<Die Landfrau>>. Die Abendsonne schien hinein, denn die Tür zur anderen Stube stand offen. Ich fand, es war alles in Ordnung. Nichts hatte sich verändert.

Nun ging ich in die Ecke und warf einen besorgten Hausherrenblick in die Erna-Stube. Im Fenster lag immer noch derselbe vertrocknete Schmetterling und auf dem Fußboden die weißen Stoffhandschuhe mit den Knöpfen. In der Erna-Stube hing eine Wanduhr, jede Minute konnte sie zu schlagen beginnen. Die Uhr ging. Alle paar Tage kam Juuli - die Mutter von Vantares August und die Oma der Waldleute - und zog das Gewicht auf. Die Uhr durfte nicht stehenbleiben. Wenn sie stehenblieb, war August dort in dem kalten Land verloren. Alles hing jetzt von der Uhr ab, vom Laufwerk, Gewicht, Pendel und Kette. Sie konnte August umbringen oder sich erbarmen und ihn am Leben lassen. Eigentlich durfte Augusts Mutter diese Stube nicht betreten, der Besitz war ja beschlagnahmt und die Tür abgeschlossen. Juuli wollte aber die Uhr aufziehen und August das Leben retten, deswegen trug sie den Türschlüssel immer an einer Schnur um den Hals und schaute beim Aufschließen immer ängstlich nach links und nach rechts. Sie hatte Angst vor dem Vorsitzenden des Dorfsowjets. Vor mir hatte sie keine, obwohl ich schamlos zuschaute, wenn sie unter der Uhr das Vaterunser betete. einmal schenkte sie mir ein Stück blaue Vorkriegsseife. Und ein anderes Mal fand ich selber unter dem Schrank ein dünnes graues Buch mit Bildern darin: <<Hitler - ein Freund der Kinder.>>

S. 18/19


Facts zur Autorin

Viivi Luik verbrachte ihre Kindheit in einem kleinen Dorf in Estland, lebt aber seit 1965 in Tallinn. Zunächst arbeitete sie dort als Bibliothekarin und Archivarin bis sie sich ab 1967 ausschließlich dem Schreiben widmete. Längere Auslandsaufenthalte führten sie nach Deutschland, Finnland, Lettland und Schweden.

 

Weitere Bücher der Autorin

Romane

"Ajaloo ilu" (Roman, 1991)

Deutsch: Die Schönheit der Geschichte. Aus dem Estnischen von Horst Bernhardt. Reinbek: Rowohlt 1995

"Varjuteater" (Roman, 2010)

Deutsch: Schattenspiel. Aus dem Estnischen von Cornelius Hasselblatt. Göttingen: Wallstein 2018


Lyrik

"Pilvede püha" (Gedichtsammlung, 1965)

"Taevaste tuul" (Gedichtsammlung, 1966)

"Hääl" (Gedichtsammlung, 1968)

"Lauludemüüja" (Gedichtsammlung, 1968)

"Ole kus sa oled" (Gedichtsammlung, 1971)

"Pildi sisse minek" (Gedichtsammlung, 1973)

 "Põliskevad" (Gedichtsammlung, 1975)

 "Maapäälsed asjad" (Gedichtsammlung, 1978)

 "Rängast rõõmust" (Gedichtsammlung, 1982)

Lyrikauswahl übersetzt in: Akzente 1/1992 und in: estonia Zeitschrift für estnische Literatur 2/1997, 2/1999, 3/2003; u. a.

 

Kinderbücher

"Leopold" (Kinderbuch, 1974)

"Vaatame mis Leopold veel räägib" (Kinderbuch, 1974)

"Leopold aitab linnameest" (Kinderbuch, 1976)

"Tubased lapsed" (Kinderbuch, 1979)

"Kõik lood Leopoldist" (Kinderbuch, 1984)

"Kolmed tähed" (Kinderbuch, 1987)

  

Erzählungen, Essays

"Salamaja piir" (Erzählung, 1974)

"Inimese kapike" (Essays, 1998)

"Kõne koolimaja haual. Artiklid ja esseed 1998-2006" (Essays, 2006)

 "Ma olen raamat" (gemeinsam mit Hedi Rosma, Essay, 2010)

 

Anthologien

 "Elujoon: valitud luuletused 1962–1997" (Anthologie, 2005)

"Luulet 1962–1974" (Anthologie, 1977)

"Maa taevas: luulet 1962-1990" (Anthologie, 1998)

"Elujoon: valitud luuletused 1962–1997" (Anthologie, 2005)


Auf Deutsch ist außerdem erschienen

Europa im Umbruch Tutzing 1992

Das Jahrhundert ist zu Ende, Tallinn 1993


Preise

1976        Juhan-Smuul-Preis (Lyrik)

1977        Juhan Smuul-Preis (Kinderliteratur)

1983        Juhan Smuul-Preis (Lyrik)

1986        Juhan Smuul-Preis (Prosa)

1986        Anton-Hansen-Tammsaare-Literaturpreis der Gemeinde Albu

1986        Verdiente Schriftstellerin der Estnischen Sozialistischen Sowjetrepublik

1988        Juhan-Liiv-Preis

2000        Orden des weißen Sterns, III. Klasse

2019        Staatlicher Kulturpreis Estlands für das Lebenswerk

2020        Jaan-Kross-Preis

 

Weitere Autorinnen aus Estland

Lydia Koidula (1843-1886)

Anna Haava (1864-1957)

Marie Under (1883-1980)

Betti Alver (1906-1989)

Kersti Merilaas (1913-1986)

Debora Vaarandi (geb. 1916)

Doris Kareva (geb. 1958)

 

Angemerkt 

Da wir jetzt viel vom bäuerlichen Leben in Estland nach dem Zweiten Weltkrieg gelesen haben, das auf die eine oder andere Art vielleicht etwas rückständig wirkt, mal ein Funfact aus der Gegenwart:

Estland garantiert seinen Bürgern seit 2000 Zugriff auf das Internet. Im ganzen Land (also auch im ländlichen Raum!) gibt es kostenlos anwählbare WLAN-Hot-Spots. Haltet Euch fest: Die gesamte Fläche ist abgedeckt!!  Alle Schulen verfügen über WLAN!!! Wer keinen eigenen Computer hat, kann an über 700 öffentlichen Rechnern, zum Beispiel bei Bibliotheken, Dorfläden oder bei der Post ins Netz. Das Land verfügt weltweit über die meisten Internetanschlüsse pro Einwohner. 

Da will man doch gleich auswandern...

 

Links zur Autorin

https://www.viiviluik.ee/

(in Estnisch, Englisch und Deutsch!)

 Die Schriftstellerin Viivi Luik – Aija Sakova

 Estnische Romane von Viivi Luik und Karl Ristikivi (faz.net)


 

 

 

 

 

 

 

 

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