Liebe Lesende,
heute reisen wir nach
Griechenland
und vertiefen uns in
Lena Divani: Das siebte Leben des Sachos Sachoulis. Memoiren eines Katers. Größenwahn Verlag 2015,
worüber sich besonders meine Freundin Sylvia freuen wird...
Rezension
Der Kater Sachos Sachoulis hat sein siebtes und letztes Leben auf Erden einer doppelten Mission gewidmet. Erstens möchte er unbedingt zur felinen Muse werden und einen Schriftsteller dazu bringen, über ihn zu schreiben. Zweitens hat er sich vorgenommen - anders als die Dichterkatzen der Vergangenheit - seinen anvertrauten Menschen an kätzischer Weisheit teilhaben zu lassen und ihm so den Weg zu einem besseren Selbst zu weisen. Das sechste Leben hatte der samtpfotige Ich-Erzähler in einer Bibliothek verbracht und daher weiß er, dass er nur durch ein Buch seinen Ruhm sichern kann, wenn er nach seinem letzten Ableben endgültig in die sieben Katzenhimmel aufbricht. Schon als Baby, das gerade erst die Augen öffnet, ist ihm klar, dass er sich von seiner Katzen-Familie trennen muss, um einen schreibenden Menschen zu finden. Und offenbar ist das Schicksal auf seiner Seite. Denn in dem Garten, in dem er geboren wurde, finden sich gleich zwei Exemplare der Autoren-Zunft: Ein Mann und eine Frau - Jetzt muss sich der kleine Kater nur die alles entscheidende Wahl treffen.
Mutig entscheidet er sich für die Frau, denn die hat seine kätzische Weisheit ganz offensichtlich nötiger als der Mann (nicht zu verwechseln mit der strahlenden Weißheit, mit der Sachos sich aufgrund seines schneeweißen Perserfells selbst betitelt). Hinter der Weisheit der Felinen verbirgt sich nicht weniger als der Sinn des Lebens, etwas wonach jede Autorin und jeder Autor letztlich sucht. Die Demoiselle, wie er seine Schrifstellerin ausschließlich nennt, ist noch viel zu unentspannt, um diese Art der Weisheit zu inhalieren. Ihr Lebenspartner dagegen hat bereits ausreichend kätzische Züge und erscheint selbst dem winzigen Katzenbaby als keine ausreichend große Herausforderung.
Um sein edles Werk zu tun, kann Sachos auf das Manifest
Internationalen Allgemeinen Urwissens (kurz: MIAU) zurückgreifen, aus dem
er immer wieder weltweites Katzenwissen rezitiert. Trotzdem braucht es ein
ganzes Kater-Leben, um die renitente Schriftstellerin zu rühren. Sie ist eine moderne
Frau mit allen Problemen einer modernen Frau. Partnerschaft, das Schreiben, das Reisen - alles ist eine Herausforderung für sie, ein Kampf, in dem sie nicht lebt, sondern nur überlebt. Sie ist so sehr auf Details fixiert, dass ihr die Perspektive auf das Ganze fehlt. Sachos gibt alles. Ob es ihm gelingt, seine Demoiselle zu retten, solltet Ihr selbst lesen. Vielleicht kein großes, aber ein sehr charmantes Buch nicht nur für Katzenliebhaber. Kleine Kritik an die Grafik: Die Katzengrafiken sind sehr hübsch, aber es ist doch zunehmend irritierend, wenn die Grafikkatze auch dann noch ein zartes, schlankes Kätzchen bleibt, wenn Sachos im Text längst zu einem riesigen (übergewichtigen) Kater herangewachsen ist.
Leseprobe
Ihr habt richtig gehört. Es begann dunkel zu werden, und meine Augen leuchteten, während ich sie anschaute, als sei sie das Zentrum meines Lebens und niemand auf der Welt bleibt beim Anblick verliebter Augen gleichgültig. (Wenn sie eine Ahnung von Katzen gehabt hätte, dann hätte sie gewusst, dass wir eine Art Schicht wie einen Spiegel in unseren Augen haben, das sogenannte tapetum lucidum, das das Licht reflektiert, damit wir im Dunkeln besser sehen können. Doch sie hatte keine Ahnung, was ungebremst die Definitionen über mich blühen ließ.)
Nun hier ein wenig meine verliebten Augen, da ein wenig meine unwiderstehliche Schönheit, dort ein wenig die Beharrlichkeit meiner Fürsprecherin Glyka mit dem butterweichen Herzen - und ich gewann die Schlacht! Meine Dreistigkeit, mit einer solchen Eile und Unerschütterlichkeit die Adoption durch ein weibliches Wesen errungen zu haben, gab mir meinen Namen: Sachos tauften sie mich, weil ich genau wie der Herr Sachos Hatzifotiou war, alter bon vivant von Athen: Schürzenjäger, Salonlöwe und socialité. Wenige Monate später hatte ich durch eigenes Zutun auch einen Nachnamen gewonnen: Sachoulis - ich glaube nicht, dass ich erläutern muss, wieso. Ich war eben einfach ein Süßer.
S. 47
Facts zur Autorin
Lena Divani ( Λένα Διβάνη) war bis Januar 2022 Professorin für Geschichte der internationalen Politik an der juristischen Fakultät der Universität von Athen. Sie hat gerade ihre Kündigung eingereicht, um gegen die Zustände an griechischen Universitäten zu protestieren. In dem Schreiben zitiert sie Yeats mit den Worten:
The best lack all belief, while the worst
They are full of passion …
So the center probably can not hold.
Neben ihrer Lehrtätigkeit in Athen hielt die Autorin
Gastvorträge an der Harvard University, am King’s College in London, in den League
of Nations Archives der Bücherei der Vereinten Nationen in Genf und am Griechischen
Institut in Cambridge, Massachusetts.
Außerdem hat sie zahlreiche Romane, Kinderbücher, Theaterstücke und Kurzgeschichten, sowie Artikel für griechische Zeitschriften und Magazine geschrieben.
2021 erläuterte Divani anlässlich des 200sten Jahrestages der griechischen Revolution in neun Episoden des Geschichtspodcasts von ATHENS VOICE unter dem Titel “Die Geburt Griechenlands?” wie es zur Bildung des griechischen Staates kam.
Weitere Veröffentlichungen der Autorin
Ελλάδα και μειονότητες – Το διεθνές σύστημα προστασίας υπό την Κοινωνία των Εθνών, εκδόσεις Νεφέλη, Athen 1995 (Neuauflage επανέκδοση Εκδόσεις Καστανιώτη, 1999).
(Deutsch: „Griechenland und Minoritäten – Das internationale Schutzsystem unter dem Völkerbund“)
Δωδεκάνησος – Η μακρά πορεία προς την ενσωμάτωση, Εκδόσεις Καστανιώτη, Athen 1996
(in Zusammenarbeit mit dem Außenministerium; deutsch: „Die Dodekanes – Der lange Weg zur Integration“)
Η πολιτική των ελληνικών εξορίστων κυβερνήσεων, εκδόσεις
Σάκκουλα, Athen 1992
(Deutsch: „Die Politik der griechischen Exilregierungen“)
(Hrsg.): Διεθνείς κρίσεις και παρέμβαση της διεθνούς οργανώσεως – Περσικός κόλπος και τέως Γιουγκοσλαβία, εκδόσεις Σάκκουλα, Athen 1994
(Deutsch: „Internationale Krisen und die Intervention der internationalen Organisation – Persischer Golf und Ex-Jugoslawien“)
Η εδαφική ολοκλήρωση της Ελλάδας – 1830–1947, ασκήσεις πατριδογνωσίας, Εκδόσεις Καστανιώτη, 2000
(Deutsch: „Die territoriale Vollendung Griechenlands 1830–1947, Übungen in Heimatkunde“)
Weitere Autorinnen aus Griechenland
Elli Alexiou Έλλη Αλεξίου (1894–1988)
Angelika Aliti Αντζέλικα Αλίτι (* 1946)
Katerina Angelaki-Rooke Κατερίνα Αγγελάκη-Ρουκ (1939–2020)
Penelope Delta Πηνελόπη Δέλτα (1874–1941)
Kiki Dimoula Κική Δημουλά (1931–2020)
Maro Douka Μάρω Δούκα (* 1947)
Neni Efthymiadi Νένη Ευθυμιάδη (1946–2008)
Evgenia Fakinou Ευγενία Φακίνου (* 1945)
Katerina Gogou Κατερίνα Γώγου (1940–1993)
Margarita Karapanou Μαργαρίτα Καραπάνου (1946–2008)
Ioanna Karystiani Ιωάννα Καρυστιάνη (* 1952)
Angela Kastrinaki Αγγέλα Καστρινάκη (* 1961)
Maria Kentrou-Agathopulou Μαρία Κέντρου - Αγαθοπούλου (* 1930)
Natassa Kesmeti Νατάσα Κεσμέτη (* 1947), Schriftstellerin
Mimika Kranaki Μιμίκα (Δήμητρα) Κρανάκη (1922–2008)
Margarita Lymberaki (1919–2001)
Lena Manta Λένα Μαντά (* 1964)
Jenny Mastoraki Τζένη Μαστοράκη (* 1949)
Amanda Michalopoulou Αμάντα Μιχαλοπούλου (* 1966)
Kostoula Mitropoulou Κωστούλα Μητροπούλου (1933–2004)
Lilika Nakou Λιλίκα Νάκου (1899/1903/1904/1906–1989)
Katina Papa Κατίνα Παπά (1903–1959)
Eftychia Papagiannopoulou Ευτυχία Παπαγιαννοπούλου (1893–1972)
Rea Revekka Poulharidou Ρέα Ρεβέκκα Πουλχαρίδου (* 1967)
Galatia Sarandi Γαλάτεια Σαράντη (1920– 2009)
Georges Sari Ζωρζ Σαρή (Georgia Sarivaxevani) (1927–2012)
Siranna Sateli Ζυράννα Ζατέλη (* 1951), Schriftstellerin
Dido Sotiriou Διδώ Σωτηρίου (1909–2004)
Ersi Sotiropoulou Έρση Σωτηροπούλου (* 1953)
Avra Theodoropoulou Αύρα Θεοδωροπούλου (1880–1963)
Eleni Torossi Ελένη Τορόση (* 1947)
Soti Triantafyllou Σώτη Τριανταφύλλου (* 1957)
Sotia Tsotou Σώτια Τσώτου (1942–2011)
Maro Vamvounaki Μάρω Βαμβουνάκη (* 1948)
Eva Vlami Εύα Βλάμη (1920–1974)
Alki Zei Άλκη Ζέη (1927–2020)
Lily Zografou Λιλή Ζωγράφου (1922–1998)
Links zur Autorin
TEDxThessaloniki - Lena Divani - Is that me? Why not? - YouTube
Lena Divani: Protest resignation from the university – europe-cities.com
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